Dr. Miguel Stanley: «[Keramikimplantate] eignen sich hervorragend für Patient:innen, die empfindlich auf Metall reagieren oder eine metallfreie Alternative suchen»

 

«Terminal Dentition» kann für Patient:innen sehr schmerzhaft sein. Der Begriff bezieht sich auf Patient:innen, die alle oder die meisten natürlichen Zähne verloren haben. Glücklicherweise kann das Problem, mit dem viele Patient:innen auf der ganzen Welt konfrontiert werden, gelöst werden. Und der Weg zu einer vollständigen funktionellen und ästhetischen Rehabilitation kann vor allem metallfrei sein.

Zweiteilige Implantate aus Hochleistungskeramik rücken immer mehr aufgrund ihrer biologischen und materialtechnischen Eigenschaften in den Fokus der klinischen Anwendung. Keine metallische Korrosion, eine geringere Plaqueanlagerung sowie bessere biologische Verträglichkeit von Zirkondioxidkeramik gegenüber Titan machen Keramikimplantate zu einem bevorzugten Therapieverfahren für Patient:innen mit Metallunverträglichkeit.

Dr. Miguel Stanley präsentiert in diesem Fall eine Vollbogenrehabilitation mit implantatgetragener Prothese auf Zeramex XT-Implantaten bei einer 62-jährigen Patientin mit Metallüberempfindlichkeit.

 

Full-Arch-Rehabilitation mit implantatgetragener Prothese auf 6 Zeramex XT-Implantaten: Chirurgische und prothetische Phase

Vor der Rehabilitation wurde eine präimplantologische Sanierung des Oberkiefers durchgeführt. Zur Abstützung der Prothese wurden 6 Zeramex XT-Implantate gesetzt. Die Implantatinsertion wurde gemäss den chirurgischen Protokollen von Zeramex XT durchgeführt. Die Einheilzeit dauerte ca. 6 Monate. Nach der erfolgreichen Knochenintegration erfolgte die Freilegung der Implantate. Zwecks Unterstützung der Modulation des Zahnfleisches wurde die provisorische Versorgung PMMA verwendet. Die Anfertigung der individuellen Abutments und der Prothese erfolgte mit der CAD/CAM-Technologie. Anschliessend erfolgte die endgültige Implantatversorgung.

 

Abb. 1: «Terminal Dentition» bei einer 62-jährigen Patientin

 

Abb. 2: Implantation 

 

Abb. 3: Pfeiler für provisorische Restauration

 

Abb. 4: Individuelle Abutments

 

Abb. 5: Provisorische Restauration PMMA

 

Abb. 6: Implantatgetragene Restauration

 

Abb. 7: Ergebnis der Restauration

 

Dr. Stanley betont: «Keramikimplantate sind definitiv auf dem Vormarsch und werden zu einer immer mehr gefragten Behandlungsoption für unsere Patient:innen in der White Clinic. Sie eignen sich hervorragend für Patient:innen, die empfindlich auf Metall reagieren oder eine metallfreie Alternative suchen. Es ist unerlässlich, einen guten Vitamin-D-Spiegel aufrechtzuerhalten und den Knochen vor dem Einsetzen sehr gut zu reinigen. Einmal eingesetzt, sind sie leicht zu rehabilitieren. Ich muss sagen, dass ich die Zweiteiligkeit des Systems und die carbonfaserverstärkte Schraube liebe.»

 

S3-Leitlinie «Materialunverträglichkeiten bei dentalen, enossalen Implantaten»

Die bleibende Aktualität der Thematik zeigt heute die neue S3-Leitlinie «Materialunverträglichkeiten bei dentalen, enossalen Implantaten», welche vor kurzem erschienen ist. Diese empfiehlt, dass dentale Keramikimplantate als Therapieoption in Betracht gezogen werden können, wenn eine lokale titanbedingte Entzündungsreaktion vermutet wird. Die Ursache für eine Unverträglichkeitsreaktion können aber auch die in den Suprakonstruktionen oder Legierungen vorhandenen Metalle oder Verunreinigungen sein.

 

Wissenschaftliche Befunde zu Zirkondioxidimplantaten

Bei allen Vorteilen des Titans als Implantatmaterial zeigt die Literatur deutliche Vorteile von Zirkondioxod. So weist die Hochleistungskeramik eine geringere Plaqueanlagerung sowie geringere bakterielle Adhäsion (Scarano et al. 2004, Ichikawa et al. 1992). Darüber hinaus konnte bei Zirkondioxid eine geringere Dicke des aufgelagerten Biofilms festgestellt werden (Roehling et al. 2016).

Die zirkuläre Durchblutung des umliegenden Weichgewebes entspricht bei Zirkondioxidkeramik eher der Durchblutung des natürlichen Zahns und ist bei Titan signifikant verringert (Kajiwara et al. 2015). Eine bessere zirkuläre Durchblutung bedeutet bekanntlich eine gesündere Gingiva, die nicht nur ästhetisch bessere Ergebnisse zur Folge haben (Tartsch 2018).

In den 3- bis 5-Jahres-Ergebnissen zeigten Zirkondioxidimplantate denselben «Marginal Bone Loss» wie Titanimplantate (Cionca N, Mombelli A et al. 2016, Spies et al. 2018, Janner et al. 2018). In der Studie von Roehling et al. (2018) ist dieser sogar weniger als bei Titanimplantaten. Diese Tendenz wird von präklinischen Studien sowie der klinischen Erfahrung bestätigt (Tartsch 2018).

Eine Periimplantitis bei Keramikimplantaten konnte nicht festgestellt werden (Cionca N, Mombelli A et al. 2016, Spies et al. 2018, Janner et al. 2018, Roehling et al. 2018).

 

Über Dr. Miguel Stanley

Dr. Miguel Stanley ist Gründer und klinischer Leiter der weltweit bekannten White Clinic. Er ist Mitbegründer des Slow Dentistry Global Network und Vizepräsident der Digital Dentistry Society sowie Mitglied in vielen internationalen wissenschaftlichen und akademischen Organisationen. Dr. Stanley ist ausserordentlicher Professor an der University of Pennsylvania (USA) und hat in mehr als 50 Ländern über 250 Vorträge zu Themen wie fortgeschrittene Implantologie, Prothetik, komplexe Oralchirurgie, Ästhetik, Praxismanagement und Ethik sowie seine weltberühmte Arbeitsphilosophie "No Half Smiles®" gehalten. Er ist einer der ersten Zahnärzte, die jemals einen TEDx-Vortrag gehalten haben, und der einzige, der eine Dokumentation über Zahnmedizin für National Geographic moderiert hat. Kürzlich wurde er von seinen Kollegen zu einem der 100 besten Zahnärzte der Welt und von der Zeitschrift Incisal Edge zu einem der «32 einflussreichsten Menschen in der Zahnmedizin» nominiert.

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Quellen

Cionca N, Mombelli A et al.: Pro-inflammatory cytokines at zirconia implants and teeth. A cross-sectional assessment. Clin Oral Investig (2016).

Janner S, Gahlert M, Bosshardt D, Roehling S, Milz S, Higginbottom F, Buser D, Cochran DL: Bone response to functionally loaded, two-piece zirconia implants: A preclinical histometric study. Clin Oral Implants Res 29 (3), 277-289 (2018).

Kajiwara Net al.: Soft tissue biological response to zirconia and metal implant abutments. Implant Dentistry 24 (1), (2015).

Roehling, S.; Schlegel, K.A.; Woelfler, H.; Gahlert, M. Performance and outcome of zirconia dental implants in clinical studies: A meta-analysis. Clin Oral Implants Res 2018, 29 Suppl 16, 135-153.

Roehling S et al.: In vitro biofilm formation on titanium and zirconia implant surfaces. | Periodontol 88 (3), 298-307 (2016).

Roehling S, Gahlert M, Janner S, Bo Meng, Woelfler H, Cochran DL: Ligature-induced peri-implant bone loss around loaded zirconia and titanium implants. International Journal of Oral & Maxillofacial Implants, Review process (2018).

Scarano A, Piattelli M, Caputi S, Favero GA, Piattelli A: Bacterial adhesion on commercially pure titanium and zirconium oxide disks: An in vivo human study. J Periodontol 75, 292-296 (2004).

Spies C, Vach K, Kohal RJ, Hämmerle CHF, Jung RE: Three-year analysis of zirconia implants for single-tooth replacement and three-unit fixed dental prostheses. Clin Oral Implants Res 29 (3), 290-299 (2018).

Tartsch J: Keramikimplantate - Exoten oder sinnvolle Erweiterung des Behandlungsspektrums. ZMK 34-11 (2018).

Tartsch J: Komplexe Restauration mit Keramikimplantaten: zweiteilig, metallfrei und verschraubt. Dentale Implatologie und Parodontologie
(2021).

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